Psychose

Eine Psychose ist ein Überbegriff für schwere psychische Störungen, bei denen Betroffene den Bezug zur Realität verlieren. Sie nehmen sich selbst und ihre Umwelt verändert oder verfälscht wahr. Am häufigsten wird die Psychose mit Schizophrenie in Verbindung gebracht.

Doch es ist wichtig zu wissen: Eine Psychose kann auch durch akute Lebenskrisen oder vermehrten Drogenkonsum ausgelöst oder verstärkt werden. In vielen Fällen kommt beides zusammen – etwa ein empfindsamer Mensch, der in einer belastenden Phase beginnt, Substanzen wie Cannabis, LSD, MDMA oder andere Rauschmittel zu konsumieren. Diese können latente psychische Störungen aktivieren oder bestehende Symptome verschlimmern.

Man muss selbst zum Spezialisten werden

Wie bei vielen psychischen Erkrankungen gilt: Wer lernen will, mit einer Psychose oder ähnlichen Zuständen umzugehen, muss sich intensiv informieren. Betroffene (und Angehörige) sind oft gezwungen, selbst zu „Experten in eigener Sache“ zu werden. Man muss viel über die Krankheit lesen, verstehen, was im Körper und im Gehirn passiert, und lernen, die eigenen Grenzen zu erkennen. Nur so lässt sich ein gewisser Umgang mit der Erkrankung finden – und die oft quälenden Symptome werden zumindest nachvollziehbar und dadurch weniger beängstigend.

Ein gutes Beispiel für fundierte Selbstaufklärung ist das Buch von Bäumle: Psychosen verstehen – Was sie auslöst, wie man sie erlebt, was hilft. Solche Literatur kann Betroffenen helfen, sich selbst besser zu reflektieren und die oft beunruhigenden Symptome einzuordnen. Auch Psychoedukation im Rahmen einer Therapie kann helfen.

Formen veränderter Selbstwahrnehmung

Die Selbstwahrnehmung kann sich bei einer Psychose oder anderen psychischen Erkrankungen massiv verändern:

  • Depersonalisation: Man fühlt sich von sich selbst entfremdet, wie außerhalb des eigenen Körpers oder in einem Traum. Auslöser können Stress, Angstzustände, Trauma oder Drogenmissbrauch sein.
  • Verzerrte Selbstwahrnehmung: Häufig bei Essstörungen oder Körperdysmorphien. Die Betroffenen sehen sich dicker, hässlicher oder fehlerhafter, als sie tatsächlich sind.
  • Manie/Hypomanie: Menschen mit bipolarer Störung empfinden sich in solchen Phasen oft als unbesiegbar, überlegen, besonders begabt.
  • Depression: Die Selbstwahrnehmung schlägt ins Gegenteil um – Gefühle von Wertlosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Selbsthass dominieren.
  • Halluzinationen: Besonders bei Schizophrenie treten akustische oder visuelle Halluzinationen auf. Stimmen oder Bilder können das Selbstbild drastisch verändern – z. B. durch negative Kommentare oder Größenwahn.

Symptome

Frühe Anzeichen können Konzentrations- und Denkstörungen, Antriebslosigkeit, Ängste oder depressive Verstimmungen sein. Später entwickeln sich möglicherweise:

  • Zwangsgedanken
  • Misstrauen
  • Halluzinationen
  • Wahnvorstellungen
  • Ich-Störungen
  • Emotionale Instabilität

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen einer Psychose sind vielfältig und nicht immer eindeutig. Zu den Auslösern zählen:

  • Genetische Disposition
  • Neurobiologische Veränderungen
  • Lebenskrisen und Traumata
  • Rauschmittel (z. B. Cannabis, LSD, Amphetamine)
  • Neurologische Erkrankungen (z. B. MS, Epilepsie)
  • Stoffwechselstörungen oder Hirnverletzungen

Diagnose und Behandlung

Die Diagnostik erfolgt meist durch Anamnese, psychologische Tests und – falls notwendig – neurologische Untersuchungen.

Behandlungsansätze:

  • Medikamentös: Antipsychotika, ggf. Antidepressiva oder Stimmungsstabilisatoren (z. B. Lithium)
  • Psychotherapie: Besonders kognitive Verhaltenstherapie, Psychoedukation
  • Sozialpsychiatrische Betreuung: Ambulante Hilfen, betreutes Wohnen etc.

Prognose und Prävention

Ein frühzeitiger Behandlungsbeginn verbessert die Prognose deutlich. Je schneller die Symptome erkannt und eingeordnet werden, desto besser die Chancen auf Stabilität oder sogar Beschwerdefreiheit.

Völlig vermeiden lässt sich eine Psychose nicht – vor allem, wenn genetische oder biologische Faktoren eine Rolle spielen. Aber der bewusste Umgang mit Risikofaktoren, insbesondere mit Drogen, kann viel bewirken. Wer in sich Anzeichen erkennt oder von außen darauf hingewiesen wird, sollte nicht zögern, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Rechtliche Hinweise

Bei schwerer psychischer Erkrankung können gesetzliche Regelungen greifen – z. B. die §§ 1906–1908 BGB. Diese betreffen Betreuungen und Zwangsmaßnahmen. Wichtig zu wissen: Niemand möchte, dass Fremde über das eigene Leben entscheiden. Deshalb ist es umso wichtiger, sich frühzeitig Unterstützung zu holen und aktiv mitzuwirken, solange man selbstbestimmt handeln kann.


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