Depersonalisation
Depersonalisation (auch als Depersonalisierungserleben bezeichnet) beschreibt einen Zustand tiefgreifender Selbstentfremdung. Dabei kommt es zu einer Störung des Selbst- und Identitätserlebens: Die Betroffenen empfinden ihre eigene Person, ihren Körper oder ihr emotionales Erleben als fremd, verändert oder unwirklich. Es handelt sich nicht um einen Wahn, sondern um eine Art verändertes Bewusstseins- und Körpererleben, das den Betroffenen oft große Angst bereitet, obwohl sie in der Regel wissen, dass ihre Wahrnehmung nicht der Realität entspricht.
Depersonalisation tritt sowohl als eigenständige Störung (Depersonalisations-Derealisationsstörung) als auch als Begleitsymptom anderer psychischer Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen, Traumafolgestörungen oder bei chronischem Stress auf.
Typische Symptome der Depersonalisation
Die Symptome sind häufig schwer in Worte zu fassen, da sie das grundlegende Erleben des Selbst betreffen. Betroffene berichten oft, sich „wie in einem Traum“ zu fühlen oder sich selbst nur noch „von außen“ zu beobachten. Zu den häufigsten Symptomen zählen:
1. Emotionale Taubheit
Viele Betroffene empfinden eine starke emotionale Abflachung. Gefühle wie Freude, Trauer, Liebe oder Wut wirken gedämpft oder völlig abwesend. Auch emotionale Reaktionen auf zwischenmenschliche Situationen, Berührungen oder intensive Erlebnisse (z. B. ein schöner Sonnenuntergang) bleiben aus oder erscheinen wie durch eine Glasscheibe wahrgenommen. Die Welt fühlt sich leer, fremd oder bedeutungslos an.
2. Veränderung des Körpererlebens
Das körperliche Selbstempfinden ist oft stark verzerrt. Es kann sich äußern in dem Gefühl, dass bestimmte Körperteile nicht mehr zum eigenen Körper gehören oder in ihrer Größe und Form verändert erscheinen – etwa der Eindruck, einen übergroßen Kopf zu haben. Auch das Spiegelbild oder die eigene Stimme können als fremd, künstlich oder „nicht zu einem gehörend“ erlebt werden. Manche beschreiben das Gefühl, nur noch „ein Kopf ohne Körper“ oder „nur ein Paar Augen“ zu sein, die die Welt beobachten.
Diese Erlebnisse sind sehr beunruhigend, vor allem weil sie sich so real anfühlen, obwohl die Betroffenen wissen, dass körperlich alles in Ordnung ist.
Weitere häufige Symptome können sein:
- Gefühl, automatisch zu handeln, als würde man sich selbst fernsteuern
- Schwierigkeiten, sich mit seinem eigenen Selbst zu identifizieren
- Eindruck, in einem Film oder Traum zu leben
- Verlust der „inneren Verbindung“ zu Gedanken, Erinnerungen oder Gefühlen
Ursachen und Auslöser
Depersonalisation kann verschiedene Ursachen haben. Häufige Auslöser sind:
- Starke emotionale Belastung oder chronischer Stress
- Angst- oder Panikattacken
- Traumatische Erfahrungen (z. B. emotionaler Missbrauch, Unfälle, Verlustereignisse)
- Depressionen oder andere psychische Erkrankungen
- Substanzmissbrauch (z. B. Cannabis, Halluzinogene)
Die Symptome können vorübergehend auftreten oder chronisch verlaufen, insbesondere wenn die zugrunde liegenden Ursachen nicht behandelt werden.
Was hilft bei Depersonalisation?
Es gibt verschiedene Ansätze zur Behandlung und Selbsthilfe, die Betroffenen helfen können, den Zustand besser zu bewältigen:
- Psychotherapie, insbesondere kognitive Verhaltenstherapie (CBT), kann helfen, die Gedankenmuster zu verändern und neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
- Achtsamkeitsübungen und Meditation fördern die Rückkehr ins Hier und Jetzt und verbessern das Körperbewusstsein.
- Selbstfürsorge und Stressabbau – ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung, Bewegung und ein geregelter Tagesablauf wirken stabilisierend.
- Offenes Gespräch mit nahestehenden Personen – das Teilen der Erlebnisse kann entlastend wirken und das Gefühl der Isolation reduzieren.
- Vermeidung von Drogen und anderen bewusstseinsverändernden Substanzen, da sie Symptome verstärken können.
Abschließender Hinweis
Depersonalisation ist zwar eine belastende Erfahrung, aber sie ist behandelbar. Auch wenn das Gefühl der Entfremdung beängstigend ist, besteht in den meisten Fällen keine körperliche Gefahr. Eine frühzeitige psychotherapeutische Behandlung kann helfen, die Symptome zu lindern und das Selbstempfinden wieder zu stabilisieren.
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